Nachrufe

Zum Gedenken an unsere verstorbenen Mitglieder

Nachruf Bernd Wacker

In 16 Produktionen mit unterschiedlichen Besetzungen, angefangen 1991 mit dem legendären „Kunst und Käse“ über „Schiller-Parodien“ (2005) bis zu den „Betthupferln“ und „Hans Sachs“ (2011 und 2012) begeisterte er unser Publikum und auch viele Bühnen-Unerfahrene, die er mit seiner offenen Art zu Auftritten auf die Ittersbacher „Kuckucksbühne“ lockte.Er war kreativ in der Auswahl der Themen, der Titel und ihrer Inszenierung, war nachdenklich und doch sehr spontan und manchmal auch sprunghaft in seinen Regie-Ideen, er war begeisterungsfähig für neue Impuls.Bernd Wacker war das Zentrum dieser Truppe, mit seiner Integrationsfähigkeit schaffte er es immer wieder, die „Alten“ neu zu motivieren und „Neue“ einzubinden.
Am 13. Januar ist er nach langer Zeit der körperlichen Einschränkungen im Alter von 84 Jahren zu Hause in seinem Bett gestorben.
Wir trauern um unseren Ideengeber und „Reschissöör“ Bernd und wir trauern vor allem auch mit seiner Ehefrau Irmtraud, die bei allen seinen Theaterproduktionen an seiner Seite stand und ihm den Rücken frei hielt, wir trauern mit seinen Söhnen Ulrich mit Familie und Konrad.
Bernd Wacker war Teil des Heimatvereins-Lebens und prägte mit seiner Kuckucksbühne weit mehr als die Hälfte der kurzen Heimatvereins-Geschichte mit. Er wird uns als wichtiger Teil dieser Geschichte in guter Erinnerung bleiben.

Nachruf Eugen Kern

Ob frühmorgens im Langensteinbacher Freibad seine Bahnen ziehend, mit dem Fahrrad durch den Ittersbacher Ortskern radelnd oder – falls es die Schneelage am Ittersbacher Südhang zuließ – auf selbst gespurter Piste auf Skiern in den „Steinlesäckern“ unterwegs: sportlich aktiv bis ins hohe Alter und gleichzeitig heimatverbunden, so kannte man den Mann mit dem markanten schlohweißen Haar in Ittersbach.

So nahm es auch niemanden wunder, als der damalige Ortsvorsteher kurz nach der Gründung des Heimatvereins diesem 1985 noch im Gründungsjahr beitrat. Auch wenn er – die Neutralität seines Amtes gebot es – sich in keinem Verein stärker engagieren konnte, so hat er die Diskussionen um die Zukunft der Kochschule und ihre Umwandlung in ein Heimatmuseum im Ortschaftsrat und im Gemeinderat wohlwollend begleitet. Auch danach zeigte er bei allen Gelegenheiten seine Verbundenheit mit dem Heimatverein.

Dafür sind wir Eugen Kern, der am 4. Dezember 2019 im Alter von 94 Jahren starb, sehr dankbar. Wir trauern gemeinsam mit seinen Angehörigen um ihn. (MGI)

Mit Klaus Rieger verliert der Heimatverein das dritte Gründungsmitglied innerhalb kürzester Zeit.

Am 10. Oktober 1934 geboren, starb er wenige Wochen vor Vollendung seines 85. Lebensjahrs. Seit seinem 75. Geburtstag im Jahre 2009 war er Ehrenmitglied des Heimatvereins Karlsbad.

Klaus war von Anfang an bei der Bau- und Einsatztruppe des Heimatvereins engagiert, die sämtliche Außenanlagen des Heimatmuseums errichtete und in Schuss hielt. Sein Beruf als Zimmermann und die ihm eigene Ausstrahlung  führten dazu, dass er von allen „Capo“ genannt und als natürliche Autorität akzeptiert wurde. Er sagte, wo es lang ging und übernahm im Gegenzug auch die volle Verantwortung dafür. Wer sich heute im Museumshof umschaut, erkennt schnell, dass über all die Jahre hinweg von ihm und seinen Mitstreitern ganze Arbeit geleistet wurde.

Außerhalb des Museumsareals ist vor allem die Renovierung und Instandhaltung des Röhrl-Brunnens zu nennen, die von Klaus stets mit Rat und Tat begleitet wurde.

Sein letztes großes Projekt war die Restaurierung des Sandstein-Torbogens aus dem Jahr 1561, in das er sich von Anfang bis Ende einbrachte. Selbst das Natursteinwerk in Mühlbach/Kraichgau suchte er eigenhändig aus, einer der wenigen Betriebe, die heutzutage noch auf solche Dinge spezialisiert sind und den original Ittersbacher  Buntsandstein vorrätig hatten. 

Als vor einem guten Jahr die Zeichnungen und Gemälde von Herbert Kappler der Öffentlichkeit in einer Sonderausstellung zugänglich gemacht wurden, erinnerte sich Klaus sofort an den etwas eigenwilligen Maler, dem er als Kind mit einer Mischung aus Be- und Verwunderung begegnete. Sogleich erklärte er sich bereit, den Verantwortlichen den Standort zu zeigen, an dem Herbert Kapplers Landschaftsbilder entstanden waren. Schon schlecht zu Fuß und stützender Hilfe bedürfend, ließ er es sich nicht nehmen, den beschwerlichen Weg zu der heutzutage schlecht zugänglichen Stelle zu gehen. Und tatsächlich – auch wenn hohe Bäume und zwischenzeitlich errichtete Gebäude die ursprüngliche Sicht der Dinge teilweise verdeckten – offenbarte sich dem Betrachter genau die selbe Perspektive wie auf den Bildern.  

Solange es sein Gesundheitszustand zuließ, war Klaus regelmäßiger Besucher des Forscherstammtisches. Besonders ergreifend war es, v.a für die jüngere Generation, wenn er mit Tränen in den Augen vom Einmarsch der französischen Armee in Ittersbach am 8. April 1945 erzählte, den er als 10-Jähriger im schützenden Keller des elterlichen Hauses erlebte, wobei es ihm tragischerweise nicht gelang, seinen sieben Jahre älteren Bruder Fritz – der von seinen Schulkameraden beneidet wurde, weil er aufgrund eines Herzfehlers nicht in den Krieg ziehen musste – davon abzuhalten, den "Löwen" aufsuchen zu wollen. Trotz des Drängens seines jüngeren Bruders begab Fritz sich nach draußen und wurde kurz darauf nur wenige Meter von seinem Elternhaus entfernt durch Granatsplitter schwer verwundet. Er verstarb am Folgetag im Lazarett, seinem Bruder Klaus waren dagegen noch 74 erfüllte Jahre vergönnt.

Mit seiner Gisela, seinen Kindern und allen Angehörigen fühlen wir uns in Schmerz und Trauer über den schweren Verlust tief verbunden.

 

Das „wandelnde Ittersbacher Geschichtsbuch“ lebt nicht mehr: Dieter Kappler ist tot.

Am 26. Juni 1932 als zweitjüngster Sohn der alteingesessenen Rößleswirts-Familie Kappler geboren und mitten im Zentrum des Dorfgeschehens aufgewachsen, interessierte er sich schon früh für alles und jeden, kannte bald alles und jeden.

Ein traumatisches Kriegserlebnis, bei dem er als 12-Jähriger eine schwere Verwundung davontrug und über das er in einem in der Mediathek des Heimatmuseums abrufbaren Video in bewegenden, hoch emotionalen Worten berichtete, hat ihn tief geprägt.

Nach dem Krieg ergriff er den Beruf des Uhrmachers und widmete sich in seiner Freizeit dem Studium der Ittersbacher Kirchenbücher, um seine ohnehin schon ausgeprägten Kenntnisse über die Ittersbacher Einwohnerschaft mit weiteren Zahlen und Fakten zu ergänzen.

Wer immer eine Frage zu einheimischen Dialektausdrücken, den Trägern oder auch der Herkunft von Ittersbacher „Schimpfnamen“ oder nach familiären Zusammenhängen hatte, der konnte sich – selbst aus dem fernen Amerika – getrost an Dieter wenden.

Legendär war auch seine Personenkenntnis. Legte man ihm ein Foto vor – egal aus welcher Epoche und ob Jung oder Alt darauf abgebildet war – so konnte er mit erstaunlicher Treffsicherheit die abgebildeten Personen der jeweiligen Ittersbacher Sippe zuordnen. Oder aber – ebenso treffsicher – sein Urteil fällen: „Des isch koi Iddaschbacher Gsiecht !“ 

Als 1982 das 750-jährige Dorfjubiläum anstand, zählte Dieter – selbstverständlich, möchte man sagen - zu denjenigen, die Beiträge zur Ortschronik „750 Jahre Ittersbach“ beisteuerten.  Dabei trat mit dem Gedicht „Müllers Mühle stehet still“ auch seine lyrische Ader zutage.

Nachdem die Festschrift erschienen war, betrachtete die Gruppe Gleichgesinnter ihre Arbeit aber noch lange nicht als abgeschlossen und gründete schließlich am 14. November 1985 den Heimatverein Ittersbach (heute: Heimatverein Karlsbad). Dieter Kappler war Gründungsmitglied. Von der Gründung an bis ins Jahr 2014 diente Dieter dem Heimatverein in verschiedenen Vorstandsämtern.

Auch als die „Kuckucksbühne“ gegründet wurde, stand Dieter sofort „Gewehr bei Fuß“ und freute sich wie ein Schneekönig über die Möglichkeit, sein schauspielerisches Talent zu zeigen und nach Herzenslust „berlinern“ zu dürfen.

In den Jahren 2004/2005 trat Dieter als Buchautor in Erscheinung. Jahrelang hatte er seine Gedanken gesammelt und nun war die Zeit gekommen, um sie im Doppelband „Im Fluß der Zeit“ zu Papier zu bringen. Er verband darin auf die ihm eigene launige Art Ittersbacher Geschichte und Ittersbacher Geschichten  miteinander..

Soviel Engagement bringt natürlich auch zahlreiche Ehrungen mit sich: anlässlich seines 70. Geburtstages wurde Dieter 2002 vom Heimatverein Karlsbad zum Ehrenmitglied ernannt, 2010 folgte die Ehrennadel des Arbeitskreises Heimatpflege und 2015 der Karlsbader Bürgerpreis.

In seinen letzten beiden Lebensjahren litt Dieter am „Nachlass der Natur“ – um einen gängigen Begriff aus der von ihm so geschätzten Kirchenbuchsprache zu verwenden: seine für ihn obligatorischen Besuche bei vereinsinternen Veranstaltungen wurden seltener, blieben schließlich ganz aus. Am 18. August 2019 verließ er im Alter von 87 Jahren sein geliebtes Ittersbach für immer.

Gemeinsam mit seinen Angehörigen trauern wir um Dieter Kappler, dessen Tod nicht nur im Vereins- sondern im gesamten Dorfleben eine schmerzhafte Lücke hinterlässt.

Wir trauern um Erika Becker

Sie starb am 7. August 2019 im Alter von nur 69 Jahren.

Erika war im November 1985 Gründungsmitglied des Heimatvereins Ittersbach (heute: Heimatverein Karlsbad) und von Anfang an bis zu ihrem Tod in der Vorstandschaft aktiv.

Als sehr feinsinniger Mensch besetzte sie die Sparte „Kunst und Kultur“, holte zahlreiche Künstler nach Ittersbach ins Heimatmuseum, betreute zahlreiche Ausstellungen, organisierte zahlreiche Vernissagen.

Nach dem Eintritt in den Ruhestand suchte sie sich weitere Betätigungsfelder, wollte sich noch intensiver einbringen.  So brachte sie – im wahrsten Sinne des Wortes – neuen Wind in die angestaubten Museumsräume, als sie  unter der Rubrik „Zeig mal her…“ die Karlsbader Bevölkerung einband, um Exponate zu verschiedensten Sonderausstellungen beizusteuern. Beispielhaft erwähnt seien die Nachthemden, die Gesangbücher, die historischen Uhren …

Typisch für Erika war auch ihre Akribie: als der Familiengeschichtsforscher-Stammtisch einen Lesekurs für die in den Kirchenbüchern üblicherweise verwandte Deutsche Kurrentschrift anbot, war sie die einzige Teilnehmerin, die nicht nur das Lesen, sondern auch das Schreiben dieser Schrift beherrschen wollte. Buchstabe um Buchstabe arbeitete sie sich daran ab, denn nur so, sagte sie, könne sie sich ausreichend in die Materie hineinversetzen.  

Als Gerhard Kappler den Nachlass seines Onkels, des in Ittersbach leider etwas verkannten Kunstmalers Herbert Kappler, an den Heimatverein übergab, hatte Erika sofort ein neues Projekt im Hinterkopf:  „Ausstellungen von einheimischen Künstlern“.  Sie arrangierte die Präsentation der hinterlassenen Skizzen und Gemälde und das Ergebnis war dasselbe wie bei den bereits erwähnten Sonderausstellungen: die Besucherzahlen schraubten sich in ungeahnte Höhen.

Als zweiter Programmpunkt des Projekts stand die Präsentation der Geschichte der Ittersbacher Keramik-Firma Knauf an. In einer letzten großen Kraftanstrengung hielt sie am 7. April – genau vier Monate vor ihrem Tod – in der bis auf den letzten Platz besetzten Museumsscheune im launigen Zusammenspiel mit den Nachkommen des Firmengründers, den Gebrüdern Harald und Volker Knauf, eine denkwürdige Laudatio, die die Anwesenden in ihren Bann zog.

Dank der aufopferungsvollen Pflege ihrer Angehörigen durfte sie die letzten Wochen ihres Lebens  zuhause verbringen.  Wir werden sie und ihre zurückhaltende, stets freundliche Art sehr vermissen.

© 2019 Heimatverein Karlsbad